[rohrpost]technik-theorie in berlin
mercedes bunz
rohrpost@mikrolisten.de
Mon, 1 Oct 2001 19:20:15 +0200
nur nicht abschrecken lassen:
Einladung zur Herbsttagung der DGS-Sektion
"Wissenschafts- und Technikfor-schung=B3
4. - 5. Oktober 2001 in Berlin
Handlungstr=E4gerschaft von Technik. Oder: Wieviel w und
Interaktionsf=E4higkeit messen wir technischen Artefakten zu? [ja
wieviel denn, liebe rohrpost?]
Dem soziologischen mainstream von Weber bis Luhmann gelten technische
Abl=E4ufe und Arte-fakte f=FCr sich genommen als sinnfremde Vorg=E4nge und
Gegenst=E4nde und damit als au=DFer-soziale Ph=E4nomene. Nicht die
Techniken selbst, so die weit verbreitete Auffassung, sondern erst
die verschiedenen Arten, in denen menschliches Handeln bzw. sinnhafte
Kommunikation sich auf sie bezieht, sind Gegenstand der Soziologie.
In der Techniksoziologie gibt es seit l=E4ngerer Zeit Bestrebungen,
diese =93Exkommunikation=B3 der Sachen aus der Soziologie r=FCckg=E4ngig zu
machen. Waren die entsprechenden Bestrebungen zun=E4chst darauf
gerichtet, f=FCr Techniken einen =E4hnlichen Status als verfestigte
=46ormen des Sozialen zu reklamieren wie f=FCr soziale Institutionen
insgesamt, so r=FCcken seit den 80er Jahren =DCberlegungen in den
Mittelpunkt, die sich unter dem Stichwort der Handlungstr=E4gerschaft
von Technik zusammenfassen lassen. Grundlegend ist hierbei die These,
dass man zu einem besseren Verst=E4ndnis der gesellschaftlichen
Bedeutung technischer Artefakte gelangt, wenn man diese in einer
n=E4her zu qualifizierenden Weise als (Mit-)Handelnde innerhalb
sozialer Zusammenh=E4nge thematisiert. In der radikalen Variante der
Akteur-Netzwerk-Theorie hat diese These auch =FCber die Grenzen der
Techniksoziologie hinweg einige Ber=FChmtheit erlangt. Sie schl=E4gt vor,
den menschlichen Handlungstr=E4gern die nicht-menschlichen
konzeptionell v=F6llig gleichzustellen. Daneben finden sich aber auch
eine ganze Reihe moderaterer Positionen, die von einer
gradualisierten Vorstellung von Handlungstr=E4gerschaft ausgehen. Sie
erlauben es, =FCber ein Mehr oder Weniger des Mit-Handelns technischer
Artefakte zu reden und sozio-technische Zusammenh=E4nge in
entsprechender Weise als Systeme verteilten Handelns zu konzipieren.
Einen neuen Schub hat die Diskussion in den letzten Jahren durch das
=46orschungsprogramm der Sozionik erfahren. In Zusammenarbeit zwischen
Soziologie und Informatik geht es hier darum, k=FCnstliche soziale
Systeme zu entwerfen und zu erforschen, deren Akteure =AD die in der
Informatik als Agenten bezeichnet werden =AD Software-Programme sind.
Vor diesem Hintergrund sollen auf der Sektionssitzung konzeptionelle
Kl=E4rungen vorangetrie-ben und empirische Forschungsarbeiten
vorgestellt werden. Insbesondere die folgenden Fra-genkomplexe sollen
er=F6rtert werden:
1. Wo steht die techniksoziologische Forschung bei der
Konzeptionierung sozio-technischer Zusammenh=E4nge als Systeme
verteilten Handelns? Welche konzeptionellen Schwierigkeiten sind zu
bearbeiten, welche Erkenntnisgewinne sind zu verzeichnen?
2. Was ist mit =93Handeln=B3 gemeint, wenn von der
Handlungstr=E4gerschaft von Technik die Rede ist? Welche Konsequenzen
ergeben sich mit Blick auf den traditionell intentional orientierten
Handlungsbegriff der Soziologie?
3. Welchen Einfluss haben Forschungen aus den Bereichen der
Sozionik, Robotik, Telematik u.a. auf die Frage nach der
Handlungstr=E4gerschaft von Technik?
Tagungsplan:
Donnerstag, 4. Oktober 2001
9.15 =AD 10.00 Werner Rammert / Ingo Schulz-Schaeffer: Einf=FChrung
10.00 =AD 11.00 Johannes Wei=DF: Technik handeln lassen
Pause
11.15 =AD 12.15 Kay Junge: Materielle Kultur und soziale Ordnung
12.15 =AD 13.15 Frank Hillebrandt: Technik als exkorporierte
Handlungsdisposition
Mittagessen
14.30 =AD 15.30 Armin Grunwald: Wenn Roboter planen - Implikationen
und offene Fragen einer Begriffszuschreibung
15.30 =AD 16.30 Holger Braun-Th=FCrmann: =DCber die praktische
Herstellung der Handlungs-tr=E4gerschaft von Technik
Pause
17.00 =AD 18.00 Mercedes Bunz: Der Anteil der Dinge - Zur Rolle der
Technologie bei Cy-borgs, Quasi-Subjekten und anderen Mutanten
18.15 =AD 19.30 Mitgliederversammlung der Sektion
ab 20.00 gem=FCtlicher Abend
=46reitag, 5. Oktober 2001
9.15 =AD 10.15 Herbert Mehrtens: "...in the future the system must
be first." Interaktionen und Beziehungen von Menschen, Dingen und
Zeichen in der fr=FChen Betriebs-rationalisierung (Taylor, Gilbreth)
10.15 =AD 11.15 Martin Meister: Formen einer =92schwachen=B9
Handlungsbeteiligung der Arte-fakte
Pause
11.30 =AD 12.30 Jutta Weber: Akteur-Netzwerk-Theorie, Artificial Life
und die Handlungstr=E4-gerschaft der Technik
Mittagessen
14.00 =AD 16.30 Podiumsdiskussion: =93Technik als sozialer Agent?=B3 mit
Jost Halfmann, Karin Knorr-Cetina, Bernward Joerges, Gesa Lindemann
und Raymund Wer-le
Tagungsort:
Technische Universit=E4t Berlin
Cranzbau, Raum CR102
Jebensstr. 1
10623 Berlin
(direkt neben dem Bahnhof Zoo)
Unterkunft:
Berlin Tourismus Marketing GmbH
Am Karlsbad 11
D-10785 Berlin030/2500-25
reservation@btm.de
http://www.btm.de/
Kontakt:
Werner Rammert / Ingo Schulz-Schaeffer schulz-schaeffer@tu-berlin.de
Technische Universit=E4t Berlin Tel.: 030/314 25381
Institut f=FCr Soziologie, FR 2-5, Fax: 030/314 73301
=46ranklinstr. 28/29, D-10587 Berlin